Tränkehygiene - Programme

Hygienisch einwandfreies Wasser ist eines der kritischsten Elemente, um das volle genetische Potential der Tiere auszuschöpfen. Es wird aber häufig vernachlässigt. Sauberes Wasser reduziert Stress bei Ihren Tieren und hilft, bakteriellen Problemen durch Bordetellen, E. coli oder Salmonellen vorzubeugen. ​

Die drei am häufigsten verwendeten Hygiene – Programme nutzen Chlordioxid, Chlor und Säure sowie Wasserstoffperoxid. Alle drei Programme haben ihre Vor- und Nachteile. Um festzustellen, ob das angewendete Programm effektiv arbeitet, werden regelmäßige Kontrollen des Wasserqualität empfohlen (mindestens 1x pro Woche). Dies geschieht am besten am Ende Ihres Tränkwassersystems. Dort sollten Sie sauberes, nicht-verunreinigtes Wasser erhalten, bei dem das verwendete Hygieneprodukt noch nachweisbar ist.

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Allgemeine Hygieneempfehlungen

Tränken

  • Alle Rundtränken sollten mindestens 3x pro Woche mit Desinfektionslösung gewaschen werden. ​
  1. Waschen Sie die Glocke und die Tränkrinne mit einer Bürste oder einem harten Schwamm. ​
  2. Das Schmutzwasser sollte in einem Eimer gesammelt und ausserhalb des Stalles entsorgt werden. ​
  • Reinigen und desinfizieren Sie Nippeltränken in der Serviceperiode.

Wasserleitungen

  1. Reinigen Sie die Wasserleitungen sofort nach Ausstallung und 24-48 Sunden vor Wiedereinstallung. ​
  2. Stellen Sie sicher, dass das verwendete Produkt in der richtigen Konzentration durch eine Dosierpumpe zugemischt wird.​
  3. Lassen Sie die Lösung mindestens 24 Stunden einwirken und spülen Sie danach sorgfältig. ​
  4. Spülen Sie die Wasserleitung im belegten Stall wie folgt:​
  • Erste 3 Wochen: 4x pro Woche ca. 10-15 Minuten​
  • Nach der 4. Woche: 2x pro Woche 10-15 Minuten

3 Konzepte für gute Tränkehygiene

1) Chlordioxid​

Vorteile

  • Sehr effektiv bei kontaminierten Wasser (z.B. Brunnenwasser)​
  • Beseitigt Biofilm effektiv.​
  • Kann Geruch bei hohem Mineral- oder Schwefelgehalt beseitigen. ​
  • Zugelassen zur Anwendung in ökologischen Haltungssystemen (Natriumhypoclorid ist erlaub zum Reinigen zwisschen den durchgängen.)​

Nachteile

  • Die zeitaufwändige Aktivierung der Lösung muss vor Ort und bei guter Lüftung geschehen.​
  • Kostenintensiv.

Chlordioxid ist ein starkes Desinfektionsmittel, das aus Natriumchlorid und einer anorganischen Säure hergestellt wird. Die hergestellte Lösung ist instabil und zerfällt relativ schnell in harmloses Wasser und Salz. Die Umwandlung von Natriumchlorid zu Chlordioxid (ClO2) erfolgt durch vorsichtige Zugabe von Zitronensäure. Das einfache Mischen der zwei Komponenten ohne eine adequate Aktivierungszeit führt zu wenig bis gar keiner Chlordioxid-Bildung.

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Anwendung

System zur automatischen Aktivierung von Chlordioxid

Die beste und sicherste Art der Herstellung einer Chlordioxid-Lösung ist die Verwendung eines Pumpensystems zur automatischen Aktivierung. Das System mischt das Natriumchlorid mit der Zitronensäure im richtigen Verhältnis und notwendigen Zeit. Dadurch wird eine ausreichend lange Aktivierungszeit erreicht. Gleichzeitig sichert das System eine korrekte Konzentration bei Einspeisung der Lösung in das Wasserleitungssystem. Verwenden Sie Konzentrationen von 1-5 ppm. Je höher die Verunreinigung, je höher die anzuwendende Konzentration.

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Herstellung der Lösung per Hand

Alternativ können Sie die Mischung von Säure und Natriumchlorid auch per Hand in einem separaten Gefäß vornehmen. Haben Sie eine ausreichende Aktivierung erreicht, stellen Sie eine 2%ige oder 5%ige Stammlösung her und speisen diese über eine Dosierpumpe in das Wasserleitungssystem ein. 5%ige Stammlösungen sind kostengünstiger und erzielen in der Regel ein besseres Reinigungsergebnis. Die aktivierte Lösung muss in einem gut verschlossenen Gefäß gelagert werden, um seine Wirksamkeit möglichst lange zu erhalten. Der Verschluß sollte sofort nach Aktivierung erfolgen. In einem gut verschlossenen Gefäß ist die Lösung ca. 7-10 Tage haltbar und sollte in dieser Zeit verbraucht werden.

Empfohlene Werte

  • Nach ausreichender Aktivierungszeit entstehen zwei chemische Produkte: freies Chlor (tötet z.B. Bakterien ab) und Chlordioxid (beseitigt den Biofilm). Der Gehalt von Gesamt-Chlor (freies Chlor + gebundenes Chlor in Chlordioxid) sollte 6-10 ppm betragen, der Gehalt von freiem Chlor ca. 3-5 ppm.



2) Hier fehlt die Folienüberschrift! Ich vermute: Natriumhypochlorid-Lösung + Säure

Vorteile

  • Kostengünstig
  • Effektiv bei wenig kontaminiertem Wasser

Nachteile

  • Nicht sehr effektiv bei hoher organischer Belastung – beseitigt nicht Biofilm
  • Wirkt korrosiv bei hohen Konzentrationen
  • Natriumhypochlorid-Lösung + Säure basiert auf der Wirkung von hypochloriger Säure (HOCI) und Hypochlorid-Ionen (OCI-). Es werden zwei verschiedene Dosierpumpen benötigt: eine dosiert die Säure zu, die andere dosiert die Natriumhypochlorid-Lösung zu.

Mischen Sie niemals beide Produkte gleichzeitig in einem offenen Tank an!

Empfohlene Werte

  • ORP-Wert: ≥ 750mV
  • Gesamt-Chlor: 3-5 ppm
  • pH – Wert: 5.5 – 6.5
  • Wenn Sie Natriumhypochlorid-Lösung & Säure verwenden, sollten Sie unbedingt das Redoxpotential (ORP-Wert) wie unten angegeben messen

Oxidations-Reduktions-Potential (ORP, syn. Redoxpotential)

Das Oxidations-Reduktions-Potential (ORP, syn. Redoxpotential) wird in Millivolt (mV) gemessen. Der ORP-Wert spiegelt das Vermögen des zugesetzten Produkts zur Oxidation chemischer Verbindungen wider, nicht seine Konzentration (ppm). Es sollte ein Wert von 750 mV erreicht werden, um eine ausreichende Hygienisierung des Wassers zu erreichen.

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Hier klicken, um das Informationsblatt zur ORP-Messung herunter zu laden.

Messung des ORP-Wertes

  • Bei dem Messgerät handelt es sich technisch um ein Millivoltmeter. Es misst die Spannung zwischen einer Referenz-Elektrode bestehend aus einem Silberdraht (negativer Pol) und einer Mess-Elektrode bestehend aus einem Platinstreifen (positive Pol) bei Eintauchen in das Wasser.
  • Tauchen Sie das Messgerät in die Wasserprobe ein und lessen Sie den Wert am Display ab.
  • Messen Sie den ORP-Wert an verschiedenen Stellen im Stall um sicherzustellen, ob das zugesetzte Produkt im gesamten Tränkesystem seine Wirkung entfaltet.



3) Wasserstoffperoxid (H2O2)

Vorteile

  • Sehr kraftvolles Oxidationsmittel
  • Verursacht keine Korrosion des Stallequitments.
  • Kann gebrauchsfertig bezogen werden (kein Mischen erforderlich).

Nachteile

  • Vorsicht bei der Handhabung! Sicherheitshinweise beachten. Ätzend.
  • Kann nicht zusammen mit Chlor-Produkten angewendet werden.
  • Muss geschützt vor Sonnenlicht gelagert werden.

Mit Wasserstoffperoxid-Produkten können sehr gute Erfolge bei Tränkehygienisierung erreicht werden. Wie Chlordioxid ist Wasserstoffperoxid ein sehr starkes Oxidationsmittel. Es ist etwa doppelt so stark wie Natriumhypochlorid-Lösung.

Anwendung

  • Bei Benutzung einer Dosierpumpe sollten etwa 50-100 ppm einer 50%igen Wasserstoffperoxid-Lösung dosiert werden. Ziel ist eine Konzentration von 25-50 ppm H2O2 am Ende des Leitungssystems.
  • Wasserstoffperoxid sollte immer nur 4-5 Tage angewendet werden. Danach sollten wieder Chlorprodukte für 4 – 5 Tage Anwendung finden.

Empfohlene Werte

  • 25-50 ppm verfügbares H2O2. Unter besonderen Umständen (Wasser-bedingtes Gesundheitsproblem) können auch 100 ppm verfügbares H2O2 verwendet werden. Dies sollte aber nur kurzzeitig erfolgen.