Veröffentlicht am 11. Januar 2018
Lüftung bei kalten Außentemperaturen – Kontrolle von Schadgasen
In Zeiten kalter Außenwitterung ist es gerade für das Wohlbefinden junger Puten besonders wichtig, den Stall gut isoliert, ohne Zugluft und mit einer gleichmäßigen Lüftführung bewirtschaften zu können. Nicht weniger wichtig ist aber auch die Kontrolle von Schadgasen in der direkten Umgebung der Tiere. Nachfolgend sind drei Situationen geschildert, denen man in diesem Zusammenhang gegenüber stehen kann und welche Risiken damit verbunden sind.
Situation 1
Während des Stalldurchganges bemerken Sie, dass die Putenküken schläfrig sind, sich nur träge bewegen und in kleinen Gruppen zusammengedrängt liegen. Eine Messung des Schadgases Kohlendioxid (CO2) ergibt Werte über 2.500 ppm.
Risiko
Inaktive Putenküken können ein Hinweis für einen hohen CO2-Gehalt in der Stallluft sein. CO2 entsteht sowohl durch die Atmung der Küken als auch bei der Verbrennung von Gas o.ä. durch Heizstrahler oder Warmlufterzeuger (z.B. Gaskanonen o.ä.), die über keine Gasabführung nach außen verfügen. Besonders in der kalten Jahreszeit und in den ersten Tagen nach Einstallung der Eintagsküken ist der Heizbedarf im Stall besonders hoch und der Luftaustausch durch Frischluftzufuhr besonders gering. Untersuchungen der Universität von Georgia haben dies eindrücklich unterstrichen. CO2 kann danach als guter Indikator für die Luftqualität im Stall angesehen werden und sollte daher besonders in der kalten Jahreszeit regelmäßig kontrolliert werden.
Ungefähr 7 Tage nach Einstallung sollte das Augenmerk der Lüftung allerdings auch auf die Luftfeuchtigkeit gelegt werden, da diese nun zunehmend schneller ansteigt. Eine Lüftung auf eine relative Luftfeuchte unterhalb 60% sollte gleichzeitig auch für gute CO2-Werte und somit auch agile Putenküken sorgen. Wenn zusätzlich die Einstreu trocken und die Ammoniak-Konzentration gering ist, werden etwas erhöhte CO2-Werte durch die Tiere besser verkraftet.
Die Bedeutung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit wird in einer der nächsten Ausgaben unserer Fakten-Sammlung zur Lüftung bei kalten Außentemperaturen noch näher beleuchtet.
Situation 2
Nach ein paar Tagen intensiven Heizens werden hohe Kohlenmonoxid-Werte gemessen.
Risiko
Das Risiko hoher Kohlenmonoxid-Werte besteht in einer Vergiftung durch Bindung an das Hämoglobin, dem Farbstoff der roten Blutkörperchen. An Hämoglobin gebundenes Kohlenmonoxid (CO) verhindert die Aufnahme und den Transport von Sauerstoff in die Körpergewebe von Pute und Mensch. Es ist daher in der kalten Jahreszeit besonders wichtig, auf einwandfrei funktionierende Heizstrahler und Warmlufterzeuger zu achten. Nicht einwandfrei funktionierende Heizgeräte produzieren permanent CO, welches auch bei ausreichender Lüftung eine Gesundheitsgefahr für Tier und Mensch darstellt. CO-Meßwerte sollten deshalb immer unterhalb 20 ppm liegen.
Situation 3
Während des Stalldurchganges bemerken Sie Ammoniakgeruch. Die Messung ergibt Werte oberhalb 20 ppm.
Risiko
Hohe Ammoniak-Konzentrationen stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Puten dar. Sind Puten längere Zeit hohen Werten ausgesetzt, leidet das Immunsystem darunter und die Tiere werden anfälliger für andere krankmachende Erreger. Zusätzlich zerstört Ammoniak das Flimmerepithel im oberen Atemtrakt. Dies führt dazu, dass sich Staub und Krankheitserreger an der Oberfläche von Luftröhre, Lunge und Luftsäcken anhaften und vermehren können. Atemwegserkrankungen sind oft die Folge. Eine regelmäßige Kontrolle der Ammoniak-Konzentration ist auch deshalb wichtig, da mit der Zeit eine Gewöhnung eintritt und dadurch steigende Konzentrationen nicht mehr wahrgenommen werden.
Empfohlene Meßgeräte
Viele Stallcomputer verfügen heute über Anschlüsse zur Messung von Kohlendioxid und Ammoniak. Verfügt man über solche Computer können Kabel-gebundene Messfühler (Sonden) nachgerüstet werden. Alternativ kann man auch auf ein Handmessgerät (verschiedene Hersteller) zurückgreifen, welches mobil einsetzbar ist und gute Ergebnisse liefert. Wichtig: Messungen sollten immer auf Tierhöhe erfolgen.
Maximale Konzentrationen
- Kohlendioxid (CO2): unter 2.500 ppm
- Kohlenmonoxid (CO):unter 20 ppm
- Ammoniak (NH3): unter 20 ppm
Ein gutes Lüftungs-Management während der kalten Jahreszeit reduziert gleichzeitig die Anreicherung von Schadgasen in der Stallluft. Trotzdem sollte eine regelmäßige Beurteilung des Herdenverhaltens in Zusammenhang mit einer Kontrolle der Schadgaskonzentrationen erfolgen, um erkennen zu können, ob eine Regulierung der Lüftungseinstellungen oder ggf. die Instandsetzung der Heiztechnik notwendig ist.