Der Weg zu nachhaltiger Zucht

Veröffentlicht am 2. August 2021

Der Weg zu nachhaltiger Zucht

Im Verlauf der Jahre haben wir bei der Frage, welche gewünschten Eigenschaften bei der Putenzucht im Mittelpunkt stehen sollten, eine stetige Entwicklung beobachtet. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die am meisten geschätzte Eigenschaft einem ständigen Wandel unterliegt. Was wird in der Zukunft in den Mittelpunkt rücken? Mehr und mehr wird deutlich, dass nur eine nachhaltige Putenzucht dauerhaft erfolgreich sein wird. Um das umzusetzen, entwickeln wir unser Zuchtprogramm weiter, von einem ausgewogenen hin zu einem nachhaltigen Ansatz.

Die Entwicklung der Zuchtziele

Basiszuchtbetriebe existieren etwa seit den frühen 1950er Jahren. Zu dieser Zeit bestand die Putenwirtschaft hauptsächlich aus eigenständigen Brütereien, Putenhaltern und Schlachtbetrieben. Im Verlaufe der Zeit wurde die Integration zur vorherrschenden Produktionsform. Auf Grund dieser Entwicklungen waren die Zuchtziele zum Teil dramatischen Veränderungen unterworfen. Anfang der 1950er Jahre lag der Fokus auf der Steigerung der Produktion von Eintagsküken. Nachfolgend wandelte sich dieser hin zu preiswertem und qualitativ hochwertigen Brustfleisch für die Verarbeitung. Nachhaltigkeitsbezogene Merkmale wie Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit und Umwelteinflüsse sind keine neuen Zuchtziele. Sie standen schon immer mit im Mittelpunkt, allein ihre Bedeutung und zusätzlicher Nutzen haben sich über den wirtschaftlichen Nutzen hinaus deutlich weiterentwickelt. Wir glauben, dass nachhaltigkeitsbezogene Merkmale nicht nur weiterhin wichtige Zuchtziele sind, sondern dass diese elementar hinsichtlich der weiteren Existenz der Putenwirtschaft sind.

Zuchtziele – Ökonomie + Nachhaltigkeit

Die Zucht verändert sich gerade von einer ausgewogenen hin zu einer nachhaltigen Zucht. Was ist damit gemeint? Nehmen wir das Merkmal Futterverwertung als Beispiel. Tiere mit der besten Futterverwertung bereitzustellen, war schon immer eine unserer Kernkompetenzen, da es geringere Futterkosten für ihren Betrieb bedeutet. Heute bedeutet es neben einer besseren Wirtschaftlichkeit aber auch Schonung wertvoller Nahrungsressourcen. Desto mehr Puten mit einer hohen Futterverwertung in der Welt gehalten werden, desto weniger Ressourcen werden zum Anbau und Herstellung von Futtermitteln benötigt. Deshalb sind in allen unseren Zuchtfarmen Futterstationen eingerichtet worden, mit denen die Futteraufnahme jedes einzelnen Tieres erfasst werden kann, um dann die mit der besten Futterverwertung für die weitere Zucht zu selektieren.

Ein ruhiges Verhalten und eine hohe Überlebensrate sind ebenfalls wichtige Merkmale, wenn es um die Wirtschaftlichkeit einer Herde geht. Wir wissen aber auch, dass ein robustes und anpassungsfähiges Tier die Haltung einfacher macht und so zu mehr Tierwohl beiträgt. Um die Schlupffähigkeit weiter zu verbessern, die maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg der Elterntierhaltung beiträgt und so auch begrenzte Ressourcen besser nutzt, setzen wir seit einiger Zeit die genomische Selektion ein. Dazu haben wir bereits identifizierte Marker zusätzlich in unseren SNP – Chip integriert, um unseren Zuchtprozeß noch effektiver zu gestalten.

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Die Anforderungen der Märkte entwickeln sich ständig weiter. Vor nicht allzu langer Zeit wurden die „Bedürfnisse“ noch durch die nachfolgenden Akteure in der Wertschöpfungskette formuliert. Als Basiszuchtunternehmen sehen wir uns heute in der Pflicht, sowohl die aktuellen als auch die zukünftigen Bedürfnisse aller Marktbeteiligten zu befriedigen. Wir glauben, dass der Fokus auf einer nachhaltigen Zuchtausrichtung liegen muss, um eine bessere und sichere Zukunft zu garantieren.

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Owen Willems
Leiter Forschung & Entwicklung

Nicht nur in der Putenzucht erfolgt ein Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit. Auch in unserem Schweinezuchtprogramm stehen robuste und einfach zu haltende Linien im Mittelpunkt. Tiere, die auf Grund ihrer Verhaltenseigenschaften wenig menschliche Einflussnahme und Unterstützung benötigen, stellen eine Schlüsselkomponente bei der Weiterentwicklung einer sozial-verträglichen Landwirtschaft dar. Das beinhaltet u.a. Sauen, die zukünftig auch in Gruppenhaltung während der Trächtigkeit und ohne Kastenstand, während der Saugferkelphase gute Leistungen zeigen.

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Für Legehennen steht die Geschlechtsbestimmung im Ei weiterhin im Mittelpunkt der Forschung. Die Vermeidung des Tötens männlicher Eintagsküken stellt einen wichtigen Meilenstein hin zu mehr Tierwohl dar. Gleichzeitig ist es auch eine Chance, dazu benötigte Kosten einzusparen. Obwohl hier intensiv geforscht wird, ist die Technologie noch nicht praxisreif. Die Möglichkeit zur Innovation steht aber sichtbar bevor.

Für Putenhalter ist Wirtschaftlichkeit der Eckpfeiler. Deshalb zielt der genetische Fortschritt vor allem auf diesen Punkt ab. Allerdings wird der Prozeß auf Grund der Verbindung von Ökonomie und Nachhaltigkeit zunehmend facettenreicher. Es wird aber immer mehr deutlich, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort ist, sondern einen reellen Vorteil bietet, sowohl hinsichtlich einer gesteigerten Wertschöpfung als auch in Bezug auf die zukünftige Sicherung dieses Wirtschaftszweiges.

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