Veröffentlicht am 12. Dezember 2017
Lüftung bei kalten Außentemperaturen – Kontrolle der Luftführung
Die Vorbereitung der Ställe auf die kalte Jahreszeit beinhaltet eine Reihe von Maßnahmen, um auch unter extremen Kältebedingungen Wachstum und Wohlbefinden der Puten zu sichern.
Wenn Luftfeuchtigkeit, Luftgeschwindigkeit und Stalltemperatur gut gemanaged werden, können sich gerade Küken und Jungputen auch bei extrem kalten Außentemperaturen gut entwickeln. Ein erster Schritt dazu ist die Kontrolle der Dichtheit des Stalles und Abdichtung von ggf. undichten Stellen. In einem zweiten Schritt sollte das Strömungsverhalten im Stall kontrolliert werden.
Falsch gerichtete Frischluftzufuhr kann gerade im Winter zu feuchter Einstreu, unterkühlten Tieren und erhöhten Anforderungen an die Heiztechnik führen. Ziel einer guten Luftführung im Stall ist es daher:
- auch unter extremen Kältebedingungen eine homogene Wärmeverteilung im Stall zu sichern
- einströmende kalte Frischluft mit der vorhandenen warmen Stallluft oberhalb der Tiere kontinuierlich zu mischen ohne Zugluft und feuchte Einstreubereiche zu erzeugen
- Heizkosten so gering wie möglich und trotzdem eine trockene Einstreu zu erhalten
Als Faustregel kann gelten: um die Luft ca. 1 m weit in den Stall strömen zu lassen, sind ca. 4 Pascal Unterdruck notwendig. Optimalerweise sollte einströmende Frischluft bei Verwendung von Unterdruck bis etwa zur Hälfte des Stalles gelangen. Dabei ist die richtige Einstellung der Ventilöffnungen entscheidend. Auch die Nutzung von Umluftventilatoren trägt zu einer gleichmäßigen Verteilung bei.
Zur Verdeutlichung der Bedeutung von Druck und Strömungsgeschwindigkeit an einer Öffnung sei dies am Beispiel eines Gartenschlauches erläutert. Bei normalem Wasserdruck und Nutzung des gesamten Schlauchquerschnittes läuft das Wasser relativ träge heraus. Verengt man die Öffnung des Schlauches (und damit den Strömungsquerschnitt) erhöht sich bei gleichem Wasserdruck die Strömungsgeschwindigkeit erheblich und der ausströmende Wasserstrahl erreicht eine deutlich größere Weite. Das gleiche Prinzip findet bei der Luftführung im Putenstall Anwendung, in dem durch Regulierung der Öffnungsweite der Einströmöffnungen und Steuerung der Kapazität der Abluftventilatoren ein unterschiedlicher Druck im Einströmbereich der Frischluft erzeugt wird.
Einstellung der Luftführung
Das oben abgebildete Foto zeigt die Nutzung von Rauchpatronen zur Sichtbarmachung der Luftströmung. Die einströmende Kaltluft “fällt” dabei nach kurzem Weg direkt auf die Tiere. Dies kann zur Unterkühlung der Tiere und Bildung von Bereichen mit feuchter Einstreu führen.
Nach Einregelung der Einströmöffnungen und Testung des Unterdruckes im Stall mit Hilfe eines Manometers zeigt das zweite Foto eine gleichmäßige Strömungsverteilung im Stallbereich. Die Stalltemperaturen haben sich erhöht und die Leistungsanforderung an die Heizung hat sich um 35 – 45% verringert.
Zusätzlich kann der Einsatz von Umluftventilatoren einer Schichtenbildung von Warm- und Kaltluft vorbeugen und damit das Wohlbefinden der Puten positiv beeinflussen. Speziell ausgerichtete Umluftventilatoren helfen bei der Mischung von warmer Luft unterhalb der Stalldecke mit einströmender kälterer Luft im unteren Stallbereich. Dadurch wird Zugluft im Tierbereich vermieden, und der Bildung von feuchten Einstreubereichen vorgebeugt. Gleichzeitig werden Heizkosten gespart.
Zusammenfassung:
Die regelmäßige Kontrolle und Regulierung der Luftführung im Stall trägt maßgeblich zum Wohlbefinden und optimalen Wachstum Ihrer Puten bei. Mangelhafte Luftführung in einem unzureichend isolierten und mangelhaft abgedichteten Stall führt neben reduziertem Wachstum zu erhöhten Anforderungen an die Heizung, in dessen Folge sich Schadgase wie zum Beispiel Kohlendioxid im Stall anreichern können.
Die Kontrolle von Schadgasen wie Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und Ammoniak wird in einem weiteren Beitrag dieser Fakten-Serie zur Lüftung bei kalten Außentemperaturen behandelt.